von Homer » Freitag 6. Oktober 2006, 09:43
„Messet dem Mist und dem Geld denselben Wert zu....“ Der kesse Spruch scheint nicht dazu angetan, heute den DAX auch nur um einen Punkt in die Höhe zu treiben. Er wäre auch keine Zierde über den Portalen edler Geldinstitute.
Geld stinkt doch nicht – oder?
Nun - diese anrüchige Aussage, die Geld und Mist im selben Topf verrührt, verdanken wir einem frommen, mittelalterlichen Spinner: Franz von Assisi, dessen Gedächtnis die Kirche heute feiert. Er wurde im Jahre 1182 im umbrischen Städtchen Assisi als Sohn eines reichen Tuchhändlers geboren und hätte das Geschäft des Vaters übernehmen sollen. Doch dem warf er eines Tages - splitternackt - auf dem Domplatz von Assisi das Erbe vor die Füße und begann dann als Einsiedler zu leben, in Armut und Gebet. Was, um alles in der Welt, war denn in diesen Hitzkopf gefahren?
Wie ein Blitz, so erzählen später seine Gefährten, hatte Franz bei einer Messe das Wort Jesu aus dem Evangelium getroffen: „Geht und predigt Gottes Reich. Heilet Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus. Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Habt weder Gold noch Silber im Gürtel, auch keine Reisetasche, keine zwei Röcke, weder Schuhe noch Stab.“ (Lukas 9, 1-3). Der Typ aus Assisi nahm das wörtlich. Außer einer Unterhose und der bekannten härenen Kutte mit dem Strick um den Bauch nannte er fortan nichts mehr sein eigen. Mit dieser prächtigen Aussteuer ging er gar auf Brautschau und fand, wie er selber erzählt, die „Frau Armut“, mit der er sich ein Leben lang in Liebe verbunden fühlte.
Franz ist und bleibt zu jeder Zeit ein Provokateur. Als er damals beim Papst vorstellig wurde, wünschte der ihn ärgerlich zum Teufel. Bis er in diesem armen Schlucker die göttliche Zumutung erkannte, der sich diese reiche und machtbesessene Kirche zu stellen hatte. Vielleicht haben wir, Kirche und Gesellschaft ihn heute als Korrektiv nötiger denn je, diesen seltsamen Heiligen. Ist nicht auch in der Kirche oft mehr von Geld als von Gott die Rede? Banktürme beherrschen die Skylines unserer Städte, die Kapitalmärkte bestimmen über das Wirtschaftsgeschehen, alles dreht sich nur noch um die Kohle. Und treibt nicht auch uns oft die Gier, den Hals nicht voll genug zu bekommen?
Der fromme Chaot aus Assisi bringt das alles durcheinander. „Geld ist eine giftige Schlange“, warnte Franz einmal seine Brüder. In der Tat: wie schnell kann man ihrem süßen Gift erliegen und dabei sein Leben verlieren.